KYOOR
Das Gesundheitsbewusstsein der Menschen steigt und die Selbstverantwortung im Kontext der eigenen Gesundheit wird relevanter. In Zukunft braucht unser Gesundheitssystem einen Ansatz, der diesen Wandel integriert und allen Menschen einen transparenten, selbstbestimmten und verständlichen Zugang der eigenen Gesundheitsdaten ermöglicht.
– Zukunftsinstitut
Im Rahmen des analytischen Gestaltungskurses (im Masterprogramm der HfG Schwäbisch Gmünd) ist das Konzept für ein spekulatives Designprojekt entstanden. Zu Beginn wurde die These aufgestellt, dass Visualisierungen des eigenen Gesundheitszustands Menschen dabei unterstützt, sich mehr um sich zu kümmern und bessere Entscheidungen für die eigene Fitness und Gesundheit zu treffen. Entstanden ist der Prototyp eines modifizierbaren Kopfes aus Silikon, der sich ausgehend von dem Gesundheitszustand des Users in Farbe und Form transformiert. Die Veränderung basiert auf den Daten der digitalen Gesundheitsakte sowie persönlichen Gesundheits- und Fitnessdaten. In Form von Prognosen werden so die Zukünfte der eigenen Gesundheit dargestellt und können als Entscheidungsgrundlage für eine optimierte Vorsorge dienen.
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Bei unserem Video handelt sich um ein fiktives Release- und Werbevideo zu unserem Smarthead. Dieses würde im Jahr 2035 über die unterschiedlichsten digitalen Kanäle ausgespielt werden. Neben der Produktvorstellung wird in dem Video klar kommuniziert, dass es sich um ein Produkt aus dem Gesundheitswesen handelt, welches von Krankenkassen unterstützt wird.
Es ist erkennbar, dass das Gesundheitssystem in Zukunft an seine Grenzen stoßen wird. Es ist anzunehmen, dass die eigene Gesundheit zum Lifestyle-Produkt wird und ein „individuelles Gesundheitsmanagement“ dazu beitragen kann, gesünder zu leben. Die vorangegangenen Methoden und die Recherche haben uns verholfen, ein tieferes Verständnis über die Zusammenhänge zu bekommen. Davon ausgehend konnten wir die Vision für unser Vorhaben formulieren.
Vision
Wir glauben daran, dass die Visualisierungen des eigenen Gesundheitszustands Menschen dabei unterstützt, sich zielgerichteter um sich selbst zu kümmern und bessere Entscheidungen für die eigene Fitness und Gesundheit zu treffen.
Mission
Unser Ziel ist es…
- den Fokus auf die Vorsorge zu richten,
- die Gesundheit der Menschen zu vereinfachen
- und einen bewussteren Umgang mit der eigenen Gesundheit zu ermöglichen.
Szenario
Wir befinden uns im Jahr 2035 – hier startet unsere Projektidee. Zu diesem Zeitpunkt herrscht aufgrund der gestiegenen Lebenshaltung und der Gesundheitskosten ein ziemlicher Unmut und große Unzufriedenheit in der Gesellschaft. Die letzten Jahre und die Auswirkungen der Pandemien haben ihre Spuren hinterlassen und zeichnen sich durch steigende Krankenkassenbeiträge ab. Eine neue intuitive Schnittstelle, sogenannte Smartheads, sollen zwischen der Krankenkasse und den Versicherten dafür sorgen, dass die eigene Gesundheit von zu Hause aus eingesehen werden kann und Krankheiten früher erkannt werden können. Somit können die Kosten für die Krankenkassen gesenkt werden und dementsprechend auch die monatlichen Beiträge der Menschen. Vonseiten der Krankenkassen wird schon lange mit Vergünstigungen geworben, wenn man sich aktiv um seine Gesundheit kümmert und an Vorsorgeuntersuchungen teilnimmt. Wer früher noch „nur“ Patient:in war, ist 2035 ein:e gesundheitsbewusste:r Kund:in geworden, deren Gesundheit Konsumgut und Lifestyleprodukt ist. „Vorsorge statt Nachsorge“ ist das Motto.
Bundesweit entsteht die erste Kooperation zwischen einer Krankenkasse und der Smartheadhead-Firma KYOOR. Smartheads sind physische Abbilder des eigenen Kopfes aus einem sogenannten Smartmaterial, die den eigenen Gesundheits- und Fitnesszustand im Jetzt und in der Zukunft visualisieren.
Funktion
Der Smarthead errechnet aus den Daten der User Prognosen und Risiken in Echtzeit. Diese werden durch eine immersive und intuitive Darstellung visualisiert und Fakten in Form von Schrift oder Audio ergänzt. Die User erhalten daraufhin personalisierte Gesundheitstipps. Es handelt sich um eine reine Handlungsempfehlung. Der User hat mit keinen Nachteilen (bspw. Beitragserhöhung) zu rechnen, wenn er sich nicht daran hält, nur mit Vorteilen (bspw. Beitragssenkungen), wenn er gesünder lebt.
Die Fitness- und Gesundheitsdaten des Users werden festgehalten und automatisch am Kopf dargestellt. Vonseiten der Krankenkasse werden die Daten der digitalen Gesundheitsakte übermittelt. Der Smarthead ist also ein physisches Artefakt der digitalen Gesundheitsakte, welches erlebbar gemacht wird. Die KI erstellt Diagnosen und Prognosen und visualisiert diese direkt am Kopf, sodass sie für den User sofort erkennbar sind. Außerdem werden anonymisierte Gesundheitsdaten an die Krankenkasse übermittelt, welche dann als Grundlage zur Forschung dienen.
Features
Silikon-Kopf
Zur Produktion unseres ersten Prototypen nutzten wir den Werkstoff „Ecoflex 0030/2 Silikonkautschuk“, ein sogenanntes Smartmaterial, das sich durch Pneumatik stark ausdehnen bzw. zusammenziehen lässt. Dank der recht hohen Viskosität kann man es gut gießen. Nach dem Trocknen ist es opak, aber lichtdurchlässig. Dank dieser Eigenschaften war es möglich, einen Prototypen unserer Idee zu bauen, der sich nicht nur visuell bespielen lies, sondern auch mittels pneumatischen Pumpen transformiert werden konnte.
Konkret ist es möglich, unserem Artefakt die Wangen einfallen, die Tränensäcke anschwellen und den oberen Schädel ausbeulen zu lassen. Zusätzlich können von innen nach Außen gezielt Spots angesteuert werden, die weiß aufleuchten und im nächsten Schritt durch projizierte Bilder/Videos verstärkt werden könnten.
Das personifizierte Artefakt hat jede und jeder Nutzer:in bei sich zu Hause stehen. Der Kopf passt sich dem User an und verändert sich mit ihm. Die Transformation unterliegt einem Algorithmus und einer künstliche Intelligenz.
Dabei gibt es drei Daten- und drei Modifikationsebenen:
Daten
- Gesundheit (Heute)
- Fitness (Heute)
- Prognose (Zukunft)
Modifikation
- Verformung
- Projektion
- Farbveränderung
Ausblick
Im weiteren Projektverlauf wäre der nächste logische Schritt, mit dem Prototypen ein Testing durchzuführen und in einer quantitativen Umfrage Reaktionen festzuhalten und zu dokumentieren, um den Grad der Visualisierungen und Verformungen zu bestimmen. Dabei wäre es vor allem wichtig unterschiedliche Darstellungsformen zu testen – von den aktuell abstrakteren Visualisierungen bis hin zu sehr konkreten Diagnosen oder Krankheitsverläufen.